Er weiß, wovon er spricht. 36 Wölfe, drei residente Rudel, quasi vor der Haustür, im Landkreis Stade/Harburg. Michael „Ohlly“ Ohlhoff, Akademischer Jagdwirt und Wolfsberater in Niedersachsen.Egal ob Entnahme, Immobilisierung, Unfall mit Wolf oder Begutachtung von Rissen – wenn es darauf ankommt, ist er da. Auch als der Wolfsexperte des BJV, bei der Qualifizierungsschulung Wolf, die diese Woche gestartet ist. Und er redet Klartext. Beispiel Wolfsrisse erkennen: „Wölfe bauen als Erstes Pansen und Gedärm raus – und die machen das besser als viele Jäger“, sagt Ohlhoff. „Das legen sie dann zur Seite, den Rest nehmen sie mit. Meist fangen sie mit Brustbein an, beißen Rippen durch und ab, fressen viel Fleisch und das Stück ist picobello sauber“. Auch das Haupt werde häufig mitgenommen. Wolfsrisse identifizieren oder ausschließen ist das, was die Teilnehmer nach dieser Schulung beherrschen sollten. Wissen, wo und wie man DNA-Proben nimmt. Feststellen können, ob Wölfe im Revier sind. Die Losung etwa, mit dem* „Geruch wie in der Futtermittelabteilung von Raiffeisen“*, wie Ohlhoff sagt und in der sich reichlich Knochen und Fell finden. Die Fährten, gerade geschnürt mit 10-12 Zentimeter Breite, immer geraden Krallenabdrücken und meist auf Wegen, nicht auf den Wildwechseln. Das Rudel als Rundumsorglos-Paket und der Rauswurf der Sub-Adulten, wenn sie gut ein Jahr alt sind, die deren Welt auf den Kopf stellt. Die häufig zu Schadwölfen werden, für Ohlhoff „Arschlochwölfe“, die zum zweiten mal über Schutzzäune springen. Denen sagt er den Kampf an. Denn die „*95%, die keinen Mist bauen, *so Ohlhoff, *haben vom Lieben Gott auch eine Daseinsberechtigung bekommen, mit denen müssen wir leben“. *
Künftig auch bei Drückjagden, bei denen er zunehmend beobachtet, dass die Wölfe mitjagen. Unter den Ständen warten, nicht mehr verschwinden. Hunde schützen wird daher immer wichtiger. Sein Kernsatz: den Hund niemals fürs Anzeigen vom Wolf belohnen, um hier keine positive Verknüpfung zum Wolf herzustellen.
Was ihn ärgert, sind Stammtischparolen und Fakenews in der Öffentlichkeit. Er möchte, dass Schluss ist mit dem Gerede von den allgegenwärtigen Hybriden, denn wissenschaftlich belegt sind gerade mal ein Prozent Hybride. Erklärung dafür: die Wolfsfähe, die nur einmal im Jahr gerade mal drei Tage im Zeitraum von Anfang Februar bis März empfängnisbereit sei, und nur dann theoretisch mit dem Haushund zusammenkommen könne, wenn der Wolfsleitrüde gerade unterwegs sei. Denn der verlasse die Fähe in dieser Zeit normalerweise nicht.
Dass der Wolf auch in Bayern – wie in Niedersachsen längst der Fall – ins Jagdrecht gehört, ist für ihn gesetzt. Seine Mission: „Der Wolf gehört zum Wild, ist die Kernkompetenz der Jäger“. Deren größter Fehler sei, “dass sie sich diese Kompetenz von den Wolfskuschlern bei NABU und Co. hätten wegnehmen lassen.” Für ihn steht fest: „Die Jäger brauchen wieder diese Kernkompetenz.”
Text und Foto: Ursula Hoffmann