SCALP

SCALP-Kriterien

SCALP steht für Status and Conservation of the Alpine Lynx Population (Status und Schutz der alpinen Luchspopulation). Das SCALP-Projekt ist ein Zusammenschluss internationaler Luchsexperten, die sich unter anderem mit dem grenzüberschreitenden Monitoring der alpinen Luchspopulation befassen. Um die Kategorisierung von Luchshinweisen zu vereinheitlichen, haben diese Experten die SCALP-Kriterien entwickelt, die heutzutage ein Standard des Luchsmonitorings sind, aber auch für das Monitoring anderer Arten wie Wolf und Bär verwendet werden.

Die SCALP-Kriterien adressieren das Problem, dass nicht alle Hinweise auf das Vorkommen eines Wildtiers gleich zuverlässig sind. Ein Fotofallenbild eines Luchses, der vollständig und im Profil zu sehen ist, lässt sich leicht als eindeutiger Hinweis auf die Anwesenheit eines Luchses interpretieren. Schwerer wird es, wenn wir beispielsweise mit der Fährte eines Caniden konfrontiert sind. War es wirklich ein Wolf oder war es doch der streunende Hund des Nachbarn? Die SCALP-Kriterien bieten ein Regelwerk, die gefundenen Hinweise nach Aussagekraft und Überprüfbarkeit zu unterteilen.

Insgesamt gibt es drei SCALP-Kategorien.

Das C am Anfang steht für category (also Kategorie):

Kategorie C1

Eindeutiger Nachweis – Harte Fakten, wie hochqualitative Aufnahmen von Wildkameras, tot aufgefundene Wildtiere, lebend gefangene Wildtiere oder genetische Nachweise.

Kategorie C2

Bestätigter Hinweis
Von erfahrenen Personen betätigte Hinweise wie Fährten oder Risse. Die Bestätigung kann auf Basis einer Begutachtung im Feld oder durch eine stichhaltige Dokumentation Dritter erfolgen.

Kategorie C3

Unbestätigter Hinweis – Alle Hinweise, bei denen eine Bestätigung durch eine erfahrene Person nicht möglich ist oder nicht stattgefunden hat. Hierzu zählen zum Beispiel Sichtungen ohne Fotobeleg, Fährten ohne oder mit nicht ausreichender Dokumentation, oder Rufe, die nicht in überprüfbarer Form aufgezeichnet wurden. 

Je nach Anwendungsbereich der Kategorien werden sie in der Praxis weiter untergliedert, zum Beispiel im Fall der C3-Kategorie in „wahrscheinlich“ und „unwahrscheinlich“. Auch kann die zusätzliche Kategorie „falsch“ genutzt werden, wenn das gesuchte Wildtier aufgrund der dokumentierten Hinweise eindeutig ausgeschlossen werden kann – etwa wenn eine Fuchsspur fälschlicherweise als Fährte des Wolfs interpretiert wurde.

Diese Kategorien sind zwar hilfreich für die Einordnung, erfordern jedoch für jede Tierart und jeden Lebensraum eine spezifische Konkretisierung. Daher liegt es in der Verantwortung von Fachleuten, die mit den lokalen Gegebenheiten vertraut sind, festzulegen, welche Hinweise welcher Kategorie zuzuordnen sind.

Die Grundlage für die Kategorisierung von Hinweisen auf ein Wildtier ist eine aussagekräftige Dokumentation. Hinweise sollten immer mit einem Maßstab, idealerweise einem Zollstock oder zumindest einem standardisierten Objekt wie einer Euromünze, fotografiert werden. Neben Detailaufnahmen des gefundenen Hinweises sind auch Übersichtsaufnahmen erforderlich, um den Fundort beurteilen zu können. Zudem sollten die Koordinaten des Fundorts festgehalten werden. Eine ausführliche Erklärung des Wolfsexperten Michael Ohlhoff, wie Hinweise fachgerecht dokumentiert werden, finden Sie in der März-Ausgabe 2024 unseres Magazins Jagd in Bayern (S. 52-55).

März-Ausgabe