Infektionskrankheiten können durch ganz unterschiedliche Erreger verursacht werden:
Viren, Bakterien, Pilze, Prionen und Parasiten.
Letztere können neben der direkten Wirtsschädigung auch als „lebende Vektoren“ für andere Krankheitserreger dienen.
Viren sind winzige (20-300 nm), infektiöse Partikel, die aus der Erbinformation in Form von DNA oder RNA (mit ihrem „Vermehrungsprogramm“) und Proteinen bestehen. Einige Viren besitzen eine Virushülle. Viren haben keinen eigenen Stoffwechselapparat. Sie sind für die Vermehrung auf tierische, pflanzliche oder menschliche „Wirtszellen“ angewiesen, deren Strukturen sie nutzen, um ihre Virusbestandteile zu produzieren. Danach stirbt die Wirtszelle ab und es werden tausende Viren freigesetzt, die sich sofort auf die Suche nach einer neuen Wirtszelle machen. Sie sind keine Lebewesen. Außerhalb von Zellen werden Viren als Virionen bezeichnet.
Wichtige virale Infektionskrankheiten im Wildtierbereich:
- Klassische und Afrikanische Schweinepest
- Maul- und Klauenseuche
- Geflügelpest (Zoonose)
- Aujeszkysche Krankheit
- Tollwut (Zoonose)
- Blauzungenkrankheit
- Myxomatose
Bakterien sind einzellige Lebewesen mit Erbgut und einem Stoffwechsel. Bakterien sind um ein Vielfaches größer als Viren. Ihre Größe liegt im Mikrometerbereich (ca. 1-5 µm). Sie zeigen unter dem Mikroskop ganz unterschiedliche Formen, von Kugeln über verzweigte Fäden oder Stäbchen bis hin zu zylinderförmigen Gebilden.
Bakterien kommen quasi überall vor, zum Beispiel in der Luft, im Wasser, in Lebensmitteln, und besiedeln auch die verschiedensten Organismen. Sie sind die ältesten Bewohner der Erde.
Bakterien haben die unterschiedlichsten Ansprüche an ihre „Umwelt“ für Wachstum und Vermehrung. Einige Bakterienarten sind sehr genügsame Überlebenskünstler, die äußerst widerstandsfähig gegenüber Umwelteinflüssen wie Kälte oder Trockenheit sind, teilweise kommen sie ganz ohne Sauerstoff aus. Manche fühlen sich bei Hitze wohl, wieder andere benötigen Kälte. Sie können viele Wochen oder sogar Monate in der Umwelt oder im Körper überleben.
Ein Überlebenstrick ist auch die Bildung von Sporen unter widrigen Umständen. Bei guten Bedingungen erwacht die Spore aus ihrem „Dornröschenschlaf“ und beginnt auszukeimen. Eine neue Bakteriengeneration entsteht.
Es gibt „gute“ und „böse“ Bakterien. Sie leben zum Beispiel im Darm, auf der Haut oder in der Mundhöhle, ohne den Träger krankzumachen. Nur ein minimaler Prozentsatz löst Krankheiten bei Mensch, Tier und Pflanze aus. Die Krankheitsbeschwerden werden durch deren Stoffwechselprodukte bzw. durch Toxine ausgelöst.
Wichtige bakterielle Infektionskrankheiten im Wildtierbereich:
- Tuberkulose (Zoonose)
- Brucellose(Zoonose)
- Tularämie (Zoonose)
- Leptospirose (Zoonose)
- Listeriose (Zoonose)
- Strahlenpilz
Pilze können bei Mensch und Tier sowohl innere als auch äußere Gewebe bzw. Schleimhäute infizieren. Pilze sind als Erreger von Infektionskrankheiten, den sogenannten Mykosen, relevant. Bei uns Menschen sind beispielsweise Hefepilze der Gattung Candida, Schimmelpilze der Gattung Aspergillus und Hautpilze der Gattung Trichophyton häufige Ursache von Pilzinfektionen. Auch Pflanzen können von Pilzen befallen werden.
Genau wie Bakterien kommen einige Pilze bei uns als Bestandteil der natürlichen Hautflora vor. Eine Schadwirkung entsteht, wenn unser Immunsystem geschwächt oder die natürliche Hautbarriere geschädigt ist.
Pilze können sich durch die Bildung von Sporen oder durch Teilung vermehren. Dabei stülpt sich aus der Mutterzelle eine Tochterzelle heraus. Diese wächst zur fertigen Zelle heran und wird abgeschnürt.
Wichtige Pilz-Krankheiten im Wildtierbereich:
Trichophytose (Zoonose)
Hefepilzinfektion der Schleimhäute des Verdauungstraktes und des Urogenitalsystems
Dermatomykosen (durch Hautpilze) und Lungenmykosen (v.a. durch Aspergillus)
Parasiten sind Organismen, die meist andere Lebewesen befallen, um selbst überleben zu können. Parasiten gehören zu den Krankheitserregern, da sie ihren Wirt in der Regel in irgendeiner Weise schädigen. Eine gewisse Parasitenlast kann jedoch von einem vitalen Organismus toleriert werden.
Sobald ein Parasitenbefall vorhanden ist, können jedoch einzelne Funktionskreise eines Organismus extrem beeinträchtigt werden. Wenn Organe in ihrer Funktionsweise aufgrund einer physischen Zerstörung durch den Parasiten, durch den Entzug lebenswichtiger Nährstoffe oder aufgrund von giftigen Stoffwechselprodukten eingeschränkt werden, kann es auch zum Tod des Wirtsorganismus kommen.
Aufgrund der Wahl ihres „Standortes“ werden Parasiten in Endoparasiten – im Körper– und Ektoparasiten – außerhalb des Körpers– eingeteilt.
Endoparasiten halten sich vorwiegend im Blut und auch im Darm auf. Ektoparasiten befallen Haut und/oder Haare.
Parasiten können Einzeller, Würmer (z.B. Band- oder Spulwürmer) oder Gliederfüßer wie Flöhe, Läuse, Zecken, Mücken sein, sie können stationär oder temporär ihren Wirt besiedeln.
Einige Parasiten fungieren auch als Vektoren für weitere Infektionserreger, z.B. Zecken und FSME-Virus/Borrelien oder Flöhe und Hunde-Gurkenkernbandwurm und Fleckfieber-Bakterien oder Anopheles-Mücke und Plasmodien (Malariaerreger).
Wichtige parasitäre Infektionskrankheiten im Wildtierbereich:
- Räude (Zoonose)
- Echinokokkose (Zoonose)
- div. Wurmbefall (u.a. Trichinose, eine Zoonose)
- Dassellarvenbefall
Prionen (von engl. „proteinaceous infectious particles“) sind infektiöse Eiweißpartikel, die seltene, fortschreitende, tödliche und derzeit nicht behandelbare, nicht entzündliche, degenerative Erkrankungen des Gehirns bei Tieren und Menschen verursachen.
Prionen sind Glykoproteine= Prion-Proteine (PrP), die im tierischen Organismus sowohl in einer physiologischen (normal) als auch in einer pathogenen (fehlgefaltet, gesundheitsschädigend) Konformation (Struktur) vorliegen können. Das „normale“ Protein, auch als zelluläres Prion-Protein (PrPC),bezeichnet, ändert seine Form (Fehlfaltung) und wird a-normal. Dieses a-normale Prion-Protein wird Prion-Protein-pathogen (PrPP) oder einfach Prion genannt.
Prionen „vermehren“ sich durch induzierte Veränderung benachbarter Moleküle, und damit übertragen sie die Fehlfaltung. Die fehlgefalteten, pathogenen Varianten der im Organismus natürlicherweise vorkommenden Eiweißen können als Auslöser von übertragbaren spongiformen Enzephalopathien (TSE) wie dem Rinderwahnsinn oder der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit fungieren.
Die Prionen kommen in allen Körperzellen vor, sind im Gehirn jedoch besonders hoch konzentriert. Daher wirken sich die meisten Prionenkrankheiten vorwiegend oder ausschließlich auf das Nervensystem aus. Die häufigste durch Prionen hervorgerufene Veränderung ist die Bildung winziger Bläschen in den Hirnzellen und das Gehirn füllt sich mit mikroskopisch kleinen Löchern. Betrachtet man Hirngewebsproben unter dem Mikroskop, sehen sie ein bisschen wie ein Schweizer Käse oder ein Schwamm aus (daher der Begriff “spongiform”, schwammartig). Nach einer gewissen Zeit (die unterschiedlich lang sein kann) funktionieren die Zellen nicht mehr und sterben ab.
Prionerkrankungen verlaufen stets tödlich. Bisher gibt es keine Behandlungsmöglichkeiten, um den Krankheitsfortschritt aufzuhalten. Die lange Überlebenswahrscheinlichkeit der Prionen und ihre leichte Übertragbarkeit in der Umwelt ist gefürchtet.
Prionenkrankheiten beim Menschen können
Sporadisch: spontan, ohne eine bekannte Ursache auftreten (am häufigsten)
Familiär: in Familien auftreten
Erworben: durch kontaminiertes Material erworben werden (selten)
Prionenkrankheiten treten bei Schafen, Ziegen, Rindern, Elchen, Hirschen, Nerzen und Katzen auf. Je nach Erkrankung können sie von einer Spezies zur nächsten übertragen werden, wenn:
- ein Tier ein infiziertes Tier frisst,
- ein Tier Kontakt mit den Körperflüssigkeiten oder Ausscheidungen eines infizierten Tieres hat,
- ein Tier Kontakt mit Boden hat, der durch infizierte Tiere verunreinigt ist,
- ein Tier zusammen mit infizierten Tieren gehalten wird.
Beispiele:
Überbegriff Transmissible Spongiforme Encephalopathien (TSE)
Scrapie bei Schafen
Chronic Wasting Disease (CWD) bei Elchen und Hirschen
Bovine spongiforme Enzephalopathie („Rinderwahnsinn“, BSE) bei Rindern
Monitoringprogramme – Helfen Sie mit!
Sogenannte Monitoring-Programme, die eine Einschleppung eines Tierseuchenerregers in einen Tierbestand frühzeitig aufzudecken vermögen, sind für eine schnelle und effiziente Tierseuchenbekämpfung von enormer Bedeutung. Je früher eine Tierseuche entdeckt und entsprechende Bekämpfungsmaßnahmen eingeleitet werden, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, eine weitere Verbreitung zu unterbinden und die Seuche rasch zu tilgen.
Diesen Bereich verantwortet Frau Dr. Claudia Gangl
Tel.: +49 89 990234-14
Email: claudia.gangl@jagd-bayern.de
Helfen Sie mit und beteiligen Sie sich an den Monitoringprogrammen!