Forstliches Gutachten zur Situation der Waldverjüngung Bayern

Was man hierzu wissen sollte, und worum es uns geht

Das Forstliche Gutachten ist in Bayern fester Bestandteil der Abschussplanung (Art.32 BayJG). Alle drei Jahre, immer ein Jahr bevor die neuen Abschusspläne erstellt werden, erheben die Ämter für Ernährung Landwirtschaft und Forsten (AELFs) anhand von Stichproben die Intensität des Schalenwildeinflusses auf die Waldverjüngung. Dabei wird jedoch keine richtige Inventur der gesamten Verjüngung vorgenommen, sondern nur an systematisch ausgewählten Aufnahmepunkten entlang einer mindestens 50m langen Gerade Bäumchen zwischen 20cm und 1,30m begutachtet. Dabei wird die Baumart und deren Höhe festgehalten und, falls vorhanden, Leittriebverbiss, Verbiss im oberen Drittel oder Fegeschaden. Ist der Schaden nicht mit hoher Sicherheit dem Rehwild zu zuordnen, gilt die Pflanze als unverbissen. Diese Außenaufnahmen, von denen es pro Hegegemeinschaft mind. 30 geben sollte, dienen letztendlich der Bewertung selbiger. Um jedoch die einzelnen Reviere detaillierter zu beurteilen, können zusätzlich ergänzende Revierweise Aussagen (eRA) erstellt werden. Diese finden automatisch in allen Revieren statt deren HG im vorangegangenen Gutachten mit einem zu hohen Verbiss bewertet wurden. Zudem werden seit 2024 eRA erstellt, wenn sich bei den Außenaufnahmen bereits zeigt, dass die HG von „tragbar“ in „zu hoch“ wechselt. Auch können eRA weiterhin von den unmittelbaren Beteiligten beantragt werden.

Grundsätzlich ist es richtig und wichtig den Status Quo regelmäßig zu überprüfen. Daher sind Gutachten in regelmäßigen Abständen durchaus sinnvoll. Dennoch muss man berücksichtigen, dass die Aussagekraft von derartigen Stichproben nur eingeschränkt ist und man daher auch nur Tendenzen und Hinweise erhält. Sollte nun anhand der Aufnahmen zu hohe Verbisswerte festgestellt werden, erklärt dies nicht automatisch die Ursache. Es gibt keine monokausalen Zusammenhänge in solch komplexen Ökosystemen wie dem Wald. Es sind immer mehrere Faktoren wie Lebensraumstruktur, Störungen, Jagdstrategie, Waldbau usw. die den Verbiss an jungen Bäumen beeinflussen. Letztendlich ist meist vielmehr die Verteilung des Wildes entscheidend und nicht die tatsächliche Anzahl auf der gesamten Fläche (siehe hierzu: Prof. Friedrich Reimoser, Prof. Dr. Dr. Sven Herzog, Dr. Rudi Suchant und Prof. Martina Hudler).

Generell würden wir uns noch mehr Transparenz und ein gelebtes, lösungsorientiertes Miteinander wünschen. Statt Schuldzuweisungen und persönlichen Angriffen, die in der Regel zu nichts führen, sollte jeder sein Tun immer wieder kritisch hinterfragen, und auch für neue Wege offenbleiben. Gleiches sollte auch für eine Weiterentwicklung des Forstlichen Gutachtens gelten.


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Ramona Fehringer

Tel.: +49 89 990234-34
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