Sarkosporidiose bei Tier und Mensch

Die Sarkosporidiose ist eine Parasitose bei höheren Wirbeltieren, die durch mikroskopisch kleine Einzeller (Protozoen), und hier sogenannte Sporentierchen (biol. Gattung Sarcocystis, deshalb auch Sarcocystiose bzw. Sarcosporidiose genannt) verursacht wird. Über die oft mit bloßem Auge sichtbaren Gewebs- bzw. Muskelzysten im Fleisch bzw. der Muskulatur verschiedener Nutztiere – Rind und Schwein gelten als Hauptzwischenwirte – kann der Parasit auf Endwirte wie Karnivoren, d.h. Fleischfresser wie Hundeartige oder Katzen, und auch auf den Menschen übertragen werden. Die Sarkosporidiose ist daher als Zoonose anzusehen.

Die Ansteckung des Endwirtes erfolgt über den Verzehr von Erreger-haltigem Fleisch oder durch die Aufnahme von Kot. Die mit dem Kot ausgeschiedenen Parasitenstadien sind gegenüber Umwelteinflüssen relativ widerstandsfähig.

Sarkosporidien-Infektionen kommen weltweit vor, wobei zwei der mehr als 130 weltweit vorkommenden Sarcocystis-Arten als gefährlich für den Menschen eingestuft werden.

Erreger

Die Sarkosporidien gehören zu den Kokzidien, die Zysten bilden und zwei Vermehrungszyklen durchlaufen. Im Endwirt findet ein sexueller Zyklus (geschlechtliche Vermehrung) und im Zwischenwirt ein asexueller Zyklus (multiple Teilungen) statt.

Der Mensch als Endwirt kann über rohes oder ungenügend erhitztes Rind- oder Schweinefleisch die erregerhaltigen Gewebs- bzw. Muskelzysten aufnehmen (dasselbe gilt für fleischfressende Tiere, die rohes Fleisch diverser Tierarten fressen). Nach Verdauung des Fleisches treten so genannte Zystozoiten im Darm aus den Gewebezysten aus und setzen sich in der Darmwand fest. Dort kommt es zur geschlechtlichen Vermehrung des Parasiten, die mit der Bildung von Oozysten endet. Die Oozysten mit den enthaltenen Sporozysten werden über längere Zeit mit dem Stuhl bzw. Kot ausgeschieden.

Nimmt ein Zwischenwirt wie Rind oder Schwein artspezifische Oozysten mit den Sporozysten auf, dringen freigesetzte Sporozoiten in die Darmwand und anschliessend über Blut- und Lymphbahnen bis ins Zielorgan, hauptsächlich die quergestreifte Muskulatur ein. Hier führt die letzte Vermehrungsphase zur Bildung von langlebigen Gewebezysten, die Millionen von diesen Zystozoiten enthalten. Wird der Zwischenwirt geschlachtet und das Fleisch nicht genügend erhitzt, bleiben die Zystozoiten aktiv. Der Kreislauf ist geschlossen.

Die Krankheit beim Tier

Sarkosporidien sind artspezifisch, d.h. die verschiedenen Zwischen- und Endwirte  sind unterschiedlich empfänglich für die existierenden Sarkosporidienarten. Oft verläuft eine Infektion ohne Symptome (subklinisch) oder nur mit schwachen Symptomen (schwachsymptomatisch). Es können Unwohlsein, Brech-Durchfall, Bauchschmerzen und Muskelschwäche auftreten, jedoch auch Aborte oder ZNS-Erkrankungen hervorgerufen werden. Vor allem Jungtiere zeigen bei einer Infektion deutliche Reaktionen. Tödlich verlauft eine Sarkosporidien-Infektion nur ausnahmsweise.

Die Sarkosporidiose ist eine häufige Parasitose beim Geflügel, die über die charakteristischen Zysten in der Muskulatur („Rice Breast“) in Erscheinung tritt.

Haustiere sollten nur mit gut erhitztem bzw. durchgefrorenem Fleisch gefüttert werden.

Sarkosporidiose beim Menschen

Die beiden Arten Sarcocystis hominis („vom Rind“) und Sarcocystis suihominis („vom Schwein“) können den Menschen als Endwirt befallen und bei ihm Übelkeit, Bauchschmerzen, Kreislaufbeschwerden und Brech-Durchfall auslösen. Die Symptome treten in der Regel nach drei bis sechs Stunden, längstens nach 36 Stunden auf und klingen meist nach einigen Tagen von selbst wieder ab.

Das Risiko einer Infektion und an einer Sarkosporidiose zu erkranken steigt mit dem Rohverzehr bzw. dem Verzehr von ungenügend erhitztem, zystenhaltigem Rind- oder Schweinefleisch. Ältere und immunsuppremierte Personen sind besonders gefährdet.

Eine Infektion kann sicher verhindert werden, in dem Fleisch vor dem Verzehr ausreichend erhitzt (20min bei 60 °C , 15 min bei 70 °C ) oder tiefgefroren (drei Tage Kerntemperatur -20°C) wird. Durch das Gefrieren werden die Zysten inaktiviert.

Epidemiologie

Erkrankungsfälle beim Menschen sind selten, die meisten Infektionen verlaufen ohne Symptome. Für die Sarkoporidiose besteht keine Meldepflicht in Deutschland. Zur Unterbrechung der Infektionskette sind vor allem hygienische Maßnahmen im Tierbestand, aber auch bei erlegten Wildtieren notwendig, deren Kontrolle auch im Vordergrund der Lebensmittelüberwachung steht.

Schweine- bzw. Rindfleisch und auch Wildfleisch, das infektionsfähige Sarkosporidien-Zysten enthält, kann eine Infektionsquelle für den Menschen beim Rohverzehr des Fleisches oder daraus hergestellter Produkte darstellen. Das heißt, der sicherste Schutz vor einer Infektion mit Sarcocystis-Erregern ist der Verzicht auf den Verzehr von rohem Fleisch. Insgesamt gibt es nur wenige Informationen zur Häufigkeit und Vorkommen von Sarkosporidien in Fleisch- und Fleischerzeugnissen.

Ergebnisse von Studien zeigen, dass Fleisch von wildlebenden Tieren (z.B. Wildschwein, Reh) und von Tieren mit permanenter oder teilweiser Freilandhaltung häufig einen sehr hohen Sarkosporidien- Befall aufweist.

Der Zyklus wird durch Kontamination der Umwelt (z.B. Verschmutzung des Futters, über Abwasserschlamme oder über unzureichend hygienische Toilettenanlagen) mit menschlichen Fäkalien aufrechterhalten.

Die Zwischenwirte nehmen die von den Endwirten (andere Tiere, Mensch) ausgeschiedenen Erregerstadien über kontaminiertes Futter oder beim Kotfressen auf.

Diagnose

Endwirt: Nachweis Oozysten/Sporozysten im Stuhl bzw. Kot.

Zwischenwirt: Bei starkem Befall makroskopisch sichtbare Veränderung der Muskulatur („wässeriges, weißes Fleisch“), z.T. sichtbare Sarkosporidien als längliche, zylindrische, weissliche Gebilde längs auf den Muskelfibrillen.

Sensitiver Nachweis mittels PCR oder künstlicher Verdauungsmethode