Das Vegetationsgutachten – mehr Sachverstand, weniger Ideologie

Das Vegetationsgutachten – mehr Sachverstand, weniger Ideologie

Für BJV ist ein durchmischter Wald die beste Lebensgrundlage für das heimische Wild

Für den Bayerischen Jagdverband (BJV) ist ein durchmischter, gesunder Wald die beste Lebensgrundlage für die heimischen Wildarten. Daher ist es ein Ziel des BJV, derartige Waldstrukturen zu fördern.

Es ist wieder soweit: Im Agrarausschuss des Bayerischen Landtags werden die Ergebnisse des Forstlichen Gutachtens vorgestellt. Seit 1986 prüft die Forstverwaltung in Bayern alle drei Jahre, ob der Wald sich gut verjüngt. Das heißt, ob junge Bäume in ausreichender Zahl nachwachsen, oder ob die kleinen Fichten, Tannen, Buchen und Eichen so stark vom Wild verbissen werden, dass sie nicht hochkommen und der Nachwuchs fehlt.

Ergebnisse sind nur ein Anhaltspunkt

Begutachtet werden nicht die einzelnen Jagdreviere, sondern immer eine so genannte Hegegemeinschaft, also ein Zusammenschluss mehrerer benachbarter Reviere. Die Ergebnisse dieses Gutachtens können der Jagdbehörde, den Jagdgenossen und den Jägern bei den Verhandlungen über die Abschussplanung als Anhaltspunkt dienen. Sie sind – laut Gesetz – aber keine Vorgabe für die Höhe der Abschusszahlen.

Wildverbiss geht stetig zurück

Nach den Ergebnissen der letzten Forstlichen Gutachten geht der Wildverbiss in Bayerns Wäldern vielerorts stetig zurück. In den 80iger und 90iger Jahren hatte sich die Forstverwaltung zum Ziel gesetzt, dass höchstens 20 Prozent der Fichten und Buchen verbissen werden. Heute liegen die Verbisszahlen längst unter fünf Prozent. Der Zustand der bayerischen Wälder – so der jährliche Waldzustandsbericht – ist so gut wie nie. Im Privatwald liegt der Verbiss – auch das zeigen die Zahlen –niedriger als in den Staatsforsten. Die Jäger haben ihre Hausaufgaben gemacht.

Trotzdem werden immer wieder Negativbeispiele in den Vordergrund gerückt und besonders die Zahlen der Bereiche kommuniziert, in denen es noch Nachholbedarf gibt.

Was läuft falsch?

Der Bayerische Jagdverband fordert ein Umdenken beim Forstlichen Gutachten:

– Blick auf den Erfolg statt auf den Schaden

Entscheidend für den Nachwuchs im Wald ist das, was an jungen Bäumen nachwächst und in ein hiebreifes Alter kommt. So hat es auch der ehemalige Landwirtschaftsminister Helmut Brunner immer wieder betont. Das Vegetationsgutachten aber betrachtet nicht die vielen tausend Bäumchen, die gut wachsen, sondern zählt nur die wenigen, die verbissen wurden. Oft wird das Gutachten deshalb als „Negativgutachten“ bezeichnet.

Doch der Verbiss ist nur ein Faktor, der Klimawandel, die Sommertrockenheit, die Zunahme an Schädlingen im Wald und auch waldbauliche Fehler beeinflussen das Wachstum der Bäume. Tiere im Wald werden immer Bäumchen äsen, sie gehören zum Nahrungsspektrum des Wildes. Das heißt, es wird immer Wildeinfluss geben.

Deshalb fordert der BJV ein Gutachten, das die gesamte Zusammensetzung der Vegetation aufnimmt, und nicht nur den Schaden misst.

– Das falsche Instrument?

Seit 30 Jahren wird das Gutachten durchgeführt und die Ergebnisse werden alle drei Jahre als ungenügend dargestellt. Nutzt die ständige Abschusserhöhung also gar nichts? Der Wald wächst übrigens trotz 30 Jahre schlechter Ergebnisse so gut wie seit langem nicht, sagt der Waldzustandsbericht.

– Viele „rote“ Hegegemeinschaften haben keine Chance

Das Forstliche Gutachten beurteilt alle Regionen nach „Schema F“. Der Wald in reinen Waldregionen wird genauso bewertet wie kleine Waldinseln in der Agrarlandschaft. Die Folge: Hegegemeinschaften in der Agrarlandschaft sind fast immer „rote“ Hegegemeinschaften, also solche mit hohem oder sehr hohem Verbiss. Sie werden das trotz aller Anstrengungen auch nicht ändern können. Denn in der ausgeräumten Feldflur finden die Rehe im Winter keine Nahrung und keinerlei Deckung. Sie müssen sich in die kleinen Waldinseln zurückziehen und dort ihre Nahrung suchen. Ein/zwei Rehe mit einem täglichen Nahrungsbedarf von 300 bis 500 Gramm – der Terminaltrieb einer Fichte wiegt etwa drei bis fünf Gramm – genügen, um dort über den Winter einen „hohen“ Verbiss zu erzeugen. Da der Verbiss dann auch noch prozentual dargestellt wird, entsteht ein völlig verzerrtes Bild von der Höhe des Wildbestandes.

Das fordert der BJV

Der Bayerische Jagdverband fordert weniger Ideologie beim Blick auf die Ergebnisse des Forstlichen Gutachtens. Prof. Dr. Jürgen Vocke: „Wir wollen das Vegetationsgutachten nicht abschaffen, aber wir wollen keine pauschale Verurteilung, und wir wollen, dass das, was die Jäger draußen für die Waldbesitzer leisten, auch anerkannt wird.“ Der BJV fordert auch, dass die Tiere des Waldes als ein wichtiger Teil der Natur wertgeschätzt und nicht nur als Schädlinge gesehen werden. Prof. Vocke: „Natur ist nicht teilbar. Deshalb wünschen wir uns von unserer Forstministerin, dass beim forstlichen Gutachten endlich das zählt, was letztlich durchkommt und das hiebreife Alter erreicht. Denn das ist unser zukünftiger Wald.“

Ansprechpartner für Pressefragen

Thomas Schreder, Pressesprecher
Tel. 089 / 990 234 77
E-Mail: t.schreder@jagd-bayern.de

Dr. Gertrud Helm, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit und Presse
Tel. 089 / 990 234 38
E-Mail: gertrud.helm@jagd-bayern.de

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