Zoonoseerreger  Alaria alata mit seiner Larvenform „Duncker´scher Muskelegel“

Meldungen über Nachweise des Duncker´schen Muskelegels (DME), das Larvenstadium des parasitischen Saugwurms Alaria alata, bei Wildschweinen, die im Rahmen der Trichinenuntersuchung erbracht wurden, scheinen sich in jüngster Zeit zu häufen.

Seit 2002 wird der Parasit immer häufiger in der Bundesrepublik und anderen europäischen Ländern wie Frankreich, Kroatien und Polen als Zufallsbefund im Rahmen der amtlichen Untersuchung von Schwarzwild auf die typischen Muskelparasiten, die Trichinen, bei Anwendung  der Verdaumethode nachgewiesen.

Das Vorkommen bei Wildschweinen in MEU ist zwar bekannt, aber bei der Fleischuntersuchung wird der DME in der Regel nicht gezielt untersucht. Da Alaria alata eher ein Binde – und Fettgewebsparasit ist, müsste dieses Gewebe vorrangig untersucht werden, und nicht nur das Muskelgewebe wie bei der Trichinenschau, wo das Vorliegen des DME eher ein Zufallsbefund ist.

Die Erkenntnisse zur Vorkommenshäufigkeit, zur geographischen Verteilung des DME und zur Verteilung im Tierkörper sind lückenhaft, was auch mit dem Fehlen einer „eigenen“ spezifischen Nachweismethode für den DME zu begründen ist. Aktuell wird an der Entwicklung eines ELISA-Tests (Bestimmung von Antikörpern gegen den Parasiten, die der Wirt bildet) gearbeitet, um den Parasiten zuverlässig nachweisen zu können.

Befallene Stücke Schwarzwild sind als „gesundheitlich bedenklich“ und deshalb für den menschlichen Verzehr als untauglich einzustufen und werden deshalb aus Gründen des vorbeugenden Verbraucherschutzes, analog zum positiven Trichinenbefund, nicht freigegeben.

Historie und Biologie

Während der Parasit Alaria alata schon um 1800 entdeckt wurde, gelangen Nachweise seiner Larvenform erst Anfang des 20. Jhd. bei Wildschweinen. H. Duncker entdeckte 1896 den Parasiten.

Der nur wenige Millimeter große Saugwurm Alaria alata parasitiert in Europa und Asien verbreitet im Dünndarm v.a. von Carnivoren, z.B. Fuchs, Marderhund und Wolf, und legt hier seine Eier ab. Diese werden dann mit dem Kot des Wirtes ausgeschieden. Der weitere Entwicklungszyklus ist ans Süßwasser gebunden. Das Vorkommen des Parasiten scheint in wasserreichen Gebieten deutlich höher zu sein, was mit dort vorkommenden Zwischenwirten (Wasserschnecken, Amphibien) zusammen hängen dürfte. Aber auch neue potenzielle Endwirte könnten einen entscheidenden Faktor darstellen – so waren von untersuchten Marderhunden in Brandenburg fast die Hälfte (47,4 Prozent) infiziert !

Im wässrigen Milieu schlüpfen aus den Eiern sogenannte Wimpernlarven. Diese werden von dem ersten regulären Zwischenwirt, einer Wasserlungenschnecke, aufgenommen und entwickeln sich zu einer weiteren Larvenform. Von einem weiteren Zwischenwirt, einem Frosch, aufgenommen, entwickelt sich die Larve weiter (Feuchtbiotope!). Wenn der so infizierte Zwischenwirt von einem Fleischfresser aufgenommen wird, entwickeln sich die Larven zu adulten Saugwürmern und der Kreislauf beginnt erneut.

Neben Amphibien können aber auch Reptilien, Vögel und Säugetiere als Zwischenwirte fungieren, die den Parasiten in seiner Larvenform aufnehmen, anhäufen, aber nicht zur Vermehrung bringen (Ruhestadium). Hier nisten sich die Larven in Muskel-, Binde- und Fettgewebe ein und werden beim Wildschwein als Dunker´scher Muskelegel bezeichnet. Vor allem das Wildschwein gilt als sogenannter Stapelwirt, der alle möglichen Beutetiere frisst und deshalb den Parasiten in unterschiedlichen Entwicklungsformen beherbergen kann.

Verbraucherschutz/Infektion beim Menschen – Alariose

Wildschweinfleisch kann mit Parasiten infiziert sein, die für den Menschen bei Verzehr zum Gesundheitsrisiko werden können. Deshalb wird das Fleisch, bevor es in Verkehr gebracht wird, aus fleischhygienischer Sicht begutachtet. Hierbei wurde in den vergangenen Jahren im Zusammenhang mit der Trichinenuntersuchung beim Wildschwein immer wieder der Duncker ́sche Muskelegel (DME) als Zufallsbefund nachgewiesen. Dabei ist diese Methode nicht optimal, da der Duncker’sche Muskelegel (abweichend von seinem Namen) Muskelfleisch weniger bevorzugt als Binde- und Fettgewebe. Routinemäßig wird Wildschweinfleisch daher nicht auf das Vorhandensein des Dunker ́schen Muskelegels untersucht.

Nach den Ergebnissen des Zoonosen-Monitorings  2015 aus acht Bundesländern Deutschlands wurde das Larvenstadium bei 4,7 % der untersuchten Wildschweine nachgewiesen.

Grundsätzlich besteht die Möglichkeit einer Infektion des Menschen durch den Verzehr von DME-haltigem Wildschweinefleisch. Während die Endwirte Wildschein, Marderhund, Fuchs bei einem Alaria alata– Befall meist keine klinischen Symptome zeigen, führt die Aufnahme des DME beim Menschen zur Erkrankung Larvale Alariose. Je nach Menge der aufgenommenen Larven treten milde Formen (Kopfschmerzen, Fieber, Husten) über erhebliche gesundheitliche Beeinträchtigungen bis zum allergischen Schock (Anaphylaxie) mit Todesfolge auf. Allerdings ist nach dem derzeitigen Kenntnisstand das Risiko einer Infektion gering.

Vorbeugend sollte Wildschweinfleisch nur nach ausreichender Erhitzung verzehrt werden, da die Mesozerkarien von Alaria alata durch den Erhitzungsprozess abgetötet werden und somit keine Gefahr mehr für die menschliche Gesundheit darstellen.

Es macht sicher Sinn, das Vorkommen dieses Parasiten in der deutschen Wildschweinpopulation eingehender zu untersuchen.